Grabungsbericht zur Maßnahme NW 2014/1028
Junkerstraße, kreisfreie Stadt Aachen
Inhaltsverzeichnis:


 

Stadtmauer 14. Jh.

Abb. 1: Untersuchungsgelände rot eingetragen in DGK-Kartenausschnitt 5202/10
Abb. 1: DGK-Kartenausschnitt 5202/10

Norbert Bartz, Februar 2015


I. Vorbemerkung, technische Vorgehensweise und Dokumentationsmethodik

Der Anlass für die durchgeführte Maßnahme ist der geplante Neubau eines fünfstöckigen Studentenwohnheims. Im Zuge dieses Bauvorhaben sind auf dem Gelände Junkerstraße 70 verschiedene Bodeneingriffe vorgenommen werden, die nach Auflagen des A.B.R. bzw. der Oberen Denkmalbehörde archäologisch untersucht wurden. Auftraggeber für die archäologischen Untersuchungen war die Firma J70 Beteiligungsgesellschaft aus Eschweiler. Das bauplanende Architekturbüro war Hammers GmbH aus Aachen, die Abbrucharbeiten wurden von der Fa. Philippen Entsorgung GmbH aus Aachen und die Bauarbeiten von der Fa. Lambert Schlun GmbH & Co. KG aus Gangelt ausgeführt. Die teils bauvorgreifenden, teils baubegleitenden archäologischen Arbeiten wurden von der Fa. M. Wurzel Archäologie und Umwelttechnik GmbH aus Jülich in der Zeit vom 26.05.2014 bis zum 15.01.2015 an 46 Tagen durchgeführt. Die wissenschaftliche Leitung der Maßnahme wurde von Dr. Jörg Holzkämper übernommen und die technische Ausführung wurde Norbert Bartz – NB Archäologie & Graphik übertragen.

Das von der Baumaßnahme betroffene Gelände liegt am Westrand der Aachener Innenstadt am äußeren Grabenring in einem Zwickel zwischen den Eisenbahntrassen Aachen Hbf.-Mönchengladbach im Osten (1853 erbaut) und Aachen Westbahnhof-Montzen/Belgien im Norden (1872 erbaut) und wird von dem letzten größeren, noch erhaltenen Abschnitt der äußeren Stadtmauer aus dem 14. Jh. (St. 7) in NNW/SSO-Richtung durchquert. Direkt südlich des Geländes ist zusätzlich ein im 15. Jh. in die Stadtmauer eingebauter Wehrturm erhalten (Pfaffenturm).

Da das geplante Gebäude sowohl den der Stadtmauer westlich vorgelagerten Graben, als auch die Stadtmauer selber und den stadtseitig anschließenden Wall tangiert, war trotz der eher geringen Baueingriffstiefe ein Anschneiden spätmittelalterlicher und/oder neuzeitlicher Bau- und Befundstrukturen sowie entsprechende Ablagerungen und Kulturschichten zu erwarten. Daher wurden die Bodeneingriffsbereiche vorab archäologisch untersucht und weitere Bodeneingriffe für Pfahlgründungen des Gebäudes mit dem Ziel archäologisch begleitet, archäologisch relevante Befunde und Ablagerungen sowohl im Planum, als auch im Profil zu dokumentieren und bis in die vorgesehene Bautiefe zu untersuchen.

In der technischen Vorgehensweise wurde die Mauerkrone der Stadtmauer auf 26 m Länge freigelegt und die bis zu 3,50 m hoch erhaltene, feldseitige Flanke (W-Seite) der Mauer auf 35 m Länge vom Efeubewuchs befreit und geputzt, um den aktuellen Zustand der Stadtmauer festzuhalten. Sowohl das Planum der Mauerkrone, als auch das O-Profil der Feldseite wurden fotogrammmetrisch aufgenommen und tachymetrisch vermessen. Der stratigraphische Schichtaufbau der stadtseitigen Fläche (östlich der Stadtmauer, heute Gartenareal) wurde durch drei Sondageschnitte (St. 4, 8, 9) geklärt, die lagenweise abgetieft wurden. Die feldseitigen Bodeneingriffsflächen (St. 11, 12, 40) wurden ebenfalls lagenweise untersucht. In den einzelnen Schnitten wurden jeweils dabei entstandene Profile und teilweise Plana sowohl fotografisch und zeichnerisch, als auch beschreibend dokumentiert und alle Bereiche tachymetrisch vermessen. 22 Bohrungen für Pfahlgründungen wurden nur minimiert, soweit möglich, beschreibend dokumentiert und festgestellte Schichtabfolgen relativ zur höhennivellierten Geländeoberkante bzw. bauseitig hergestellten Bohrebene eingemessen.

Die angewandte Dokumentationsmethodik orientiert sich an den vom Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland herausgegebenen Richtlinien zur Grabungs-dokumentation und beruht somit auf dem Stellensystem. Unter St. 1 wurde das allgemeine Bautagebuch mit Einträgen zur täglichen Arbeitsausführung und Ortsterminen geführt. Darüber hinaus erfolgte unter St. 1 auch die Definition der übergeordneten Arbeitsbereiche St. 5, 6 und 14, der Sondageschnitte St. 4, 8, 9, 11 und 12, der Bohrungen St. 18 bis 39 und der Schnitt für die Standfläche des Baukrans St. 40. Unter St. 2 wurde die tachymetrische Vermessung geführt, unter St. 3 der Zeichenblattkatalog und unter St. 41 die Bohrprofilschemata. Planum- und Profilzeichnungen, mit Ausnahme des O-Profils von St. 40, sowie die fotogrammmetrischen Abbildungen der Stadtmauer wurden im Maßstab 1:20 ausgeführt. Das O-Profil St. 40 wurde im Maßstab 1:50 skizziert. Die Bohrprofilschemata und der Gesamtplan wurden im Maßstab 1:100 umgesetzt.


II. Historischer Überblick

Der in der Junkerstraße offenliegende Teil der äußeren Stadtmauer ist der längste heute noch sichtbare Abschnitt der äußeren, spätmittelalterlichen Befestigungsanlage der Stadt Aachen. Von den ehemals 11 Stadttoren sind heute noch zwei erhalten[1], von den ehemals 23 Wehrtürmen noch fünf[2]. Die Stadtmauer selbst ist oberirdisch sonst nur noch an einigen der Bauwerke als mehr oder weniger kurze Mauerstümpfe zu erkennen[3], am Marienturm ein etwas längeres Fragment, auf dem Grundstück Theaterstraße 33 ist noch ein Stück in voller Höhe und in den Gärten der oberen Mauerstraße der Rumpf der Mauer in einem zweiten längeren Abschnitt in Teilen erhalten.

Abb.2: Untersuchungsbereich der Stadtmauer, rot eingetragen in Stadtmauerplan von 1894 (Ausschnitt)
Abb. 2: Untersuchungsbereich der Stadtmauer, rot eingetragen
in Stadtmauerplan von 1894 (Ausschnitt)

Der Mauerring der äußeren Stadtmauer war vermutlich bereits 1314 in weiten Teilen fertig gestellt, aber die Bauarbeiten an der Befestigungsanlage, mit ihren elf Stadttoren und ursprünglich 22 Wehrtürmen, zogen sich bis 1357 hin. Die Befestigungsanlage wurde vereinzelt in den folgenden drei Jahrhunderten ausgebaut. So sind bereits im 15. Jh. einzelne Verstärkungen an der Befestigungsanlage durchgeführt[4] und noch im 17. Jh. u. A. mehrere Ravelins hinzugefügt worden.[5] Im Zuge der Ausbauten im 15. Jh. wurde auch der Pfaffenturm, der direkt südlich der untersuchten Fläche heute noch erhalten ist, zwischen 1442 und 1456 erbaut.[6] Der dreigeschossige, ehemals mit einem Kegeldach versehene Pfaffenturm ist der einzige Wehrturm der Stadtmauer, der mit einem kreisförmigen Grundriss ausgeführt worden ist und steht mit ¾ seines Umfangs im Stadtgraben. Die Stadtmauer war an das östliche Viertel des Wehrturms angebunden. Vom dem auch als Fluchtturm dienenden Pfaffenturm wurde der Zufluss des Johannisbachs in die Stadt bewacht. Der Johannisbach speiste den Stadtgraben zwischen Junkerstor und Pfaffenturm mit Wasser und durchfloss unmittelbar südlich des Wehrturms die Stadtmauer und den stadtseitigen Wall. Östlich davon versorgte er zunächst einen dicht am Wall liegenden Mühlenteich mit Wasser, trieb dahinter die Karls- oder Yvellonsmühle an und floss dann am Karlsgraben unter der inneren Stadtmauer hindurch in die Innenstadt zum Lindenplatz.[7] Vom Pfaffenturm ab nach Norden, am Königstor und dem Langen Turm vorbei bis zum Friesengraben am Ponttor waren wegen dem hügeligen Terrain die Gräben trocken.[8] Der Stadtgraben soll 24-28 m breit und in den mit Wasser gefüllten Abschnitten 7-8 m tief gewesen sein, in den trockenen Abschnitten 10-12 m tief. Die mit Zinnen versehene Stadtmauer war 2-4 m breit und 8-10 m hoch und durchweg aus Naturstein gemauert.[9] Die in mehreren Baurechnungen belegten, scheinbar ofengebrannten Ziegel sind offensichtlich nur im Innenraum der Tore und Türme, vornehmlich für Gewölbedecken verwandt worden.[10] Die Stadtseite der Stadtmauer war teilweise mit mächtigen, vorstehenden Pfeilern verstärkt, die an der Oberseite durch Rundbögen verbunden waren, welche teilweise unmittelbar bis unterhalb der Zinnen reichten. Weite Abschnitte waren aber auch ohne derartige Verstärkungen glatt ausgeführt.[11]

Nachdem bereits im 17. Jh. kleinere Stadttore geschlossen worden waren, begann der Abbruch einzelner Teile der Befestigungsanlage schon im 18. Jh. Das nördlich gelegene Königstor wurde in napoleonischer Zeit abgebrochen und ein großflächiger Abriss der Befestigungsanalage mit Verfüllung der Stadtgräben wurde im 19. Jh. bis etwa zur Mitte des Jahrhunderts durchgeführt.


III. Archäologische Befundlage

Im Laufe der Grabung wurden insgesamt 42 Stellennummern vergeben, die sich in 35 technische Stellen (s. Tab. 1) und 7 Befundstrukturen (s. Tab. 2) untergliedern lassen. Da die Stadtmauer St. 7 die Untersuchungsfläche in 2 Bereiche unterteilt und der zentrale Befund der Maßnahme ist, wird im Folgenden alles was westlich von St. 7 liegt als feldseitig und alles was östlich von St. 7 liegt als stadtseitig angesprochen. Das stadtseitige Gelände liegt 3-4 m höher als das feldseitige Gelände.


III.1. Technische Stellen und Arbeitsbereiche

Die 35 technischen Stellen untergliedern sich in 4 allgemeine Stellen, 3 Arbeitsflächen, 6 Schnitte und 22 Bohrungen.

Tab. 1: Auflistung der technischen Stellen
Stelle Beschreibung Arbeitsbereich Befund
St. 1 Bautagebuch    
St. 2 Vermessung    
St. 3 Zeichnungskatalog    
St. 41 Bohrprofilschemata mit AB/St.18 bis 22, 24 bis 39  mit St.7, 15, 16, 17, 42
St. 5 Arbeitsfläche, feldseitiges Areal mit AB/St.6, 11, 12, 40 mit St.10
St. 6 Arbeitsfläche Bereich Altgebäude in AB/St.5
St. 14 Arbeitsfläche, stadtseitiges Areal mit AB/St.4, 8, 9 mit St.7, 10, 13
St. 4 Sondageschnitt entlang d. Stadtseite v. St.7 in AB/St.14 mit St.7, 15
St. 8 Sondageschnitt in W/O-Richtung in AB/St.14 mit St.15, 16
St. 9 Sondageschnitt entlang d. Stadtseite v. St.7 in AB/St.14 mit St.7, 15
St. 11 Sondageschnitt zwischen St.7 und AB/St.6 in AB/St.5 mit St.7, 17
St. 12 Sondageschnitt nördlich vor NW-Ecke St.6 in AB/St.5 mit St.17
St. 40 Schnitt für Standfläche Baukran in AB/St.5 mit St.17
St. 18 Bohrung für Pfahlgründung in AB/St.5, Bereich St.6 mit St.17
St. 19 Bohrung für Pfahlgründung in AB/St.5, Bereich St.11 mit St.17
St. 20 Bohrung für Pfahlgründung in AB/St.5, Bereich St.6 mit St.17
St. 21 Bohrung für Pfahlgründung in AB/St.5, Bereich St.6 mit St.17
St. 22 Bohrung für Pfahlgründung in AB/St.5 mit St.17
St. 23 Bohrung für Pfahlgründung in AB/St.5, Bereich St.11 mit St.17
St. 24 Bohrung für Pfahlgründung in AB/St.5, Bereich St.6 mit St.17
St. 25 Bohrung für Pfahlgründung in AB/St.5, Bereich St.6 mit St.17
St. 26 Bohrung für Pfahlgründung in AB/St.5, Bereich St.6 mit St.17
St. 27 Bohrung für Pfahlgründung in AB/St.5, Bereich St.6 mit St.17
St. 28 Bohrung für Pfahlgründung in AB/St.5, Bereich St.6 mit St.17
St. 29 Bohrung für Pfahlgründung in AB/St.5, Bereich St.6 mit St.17
St. 30 Bohrung für Pfahlgründung in AB/St.5 mit St.17
St. 31 Bohrung für Pfahlgründung in AB/St.5, Bereich St.11 mit St.17
St. 32 Bohrung für Pfahlgründung in AB/St.5, Bereich St.6 mit St.17
St. 33 Bohrung für Pfahlgründung in AB/St.14 mit St.15
St. 34 Bohrung für Pfahlgründung in AB/St.14 mit St.15, 42
St. 35 Bohrung für Pfahlgründung in AB/St.14 mit St.15, 42
St. 36 Bohrung für Pfahlgründung in AB/St.14, Bereich St.8 mit St.15, 42
St. 37 Bohrung für Pfahlgründung in AB/St.14 mit St.15, 42
St. 38 Bohrung für Pfahlgründung in AB/St.14, Bereich St.8 mit St.15, 42?
St. 39 Bohrung für Pfahlgründung in AB/St.14 mit St.15, 42

Die gesamte zu untersuchende Fläche wurde zunächst in die beiden Arbeitsbereiche St. 5 und 14 unterteilt, wobei St. 5 der gesamte feldseitige Bereich und St. 14 der gesamte stadtseitige Bereich[12] ist. In St. 5 liegt das vorgefundene Gelände bei 183,77-185,51 m NHN, in St. 14 bei 187,72-189,28 m NHN. Verbunden sind die beiden künstlichen Terrassen durch die moderne Treppe St. 10. Beide Flächen haben ein schwaches Gefälle nach Süden, wo sie ohne erkennbare Grenze in die Rasenflächen übergehen, die zum benachbarten Pfaffenturm und dessen östlich angrenzenden, modernen Nebengebäuden gehören. Beide Flächen gehen im Norden in eine Böschung zur angrenzenden Bahntrasse Aachen-Montzen über. Die Bahntrasse liegt bei 196,25 m NHN und damit rund 10,75 m höher als das Gelände im Norden von St. 5 und rund 7 m höher als der N-Bereich von St. 14. Der Arbeitsbereich St. 5 hat eine Fläche von 537 m², ist 35,50 m lang, im Norden 11,80 m und im Süden 18,90 m breit. St. 14 hat eine Fläche von 511 m², ist 26,70 m lang, im Norden 26 m und im Süden 13 m breit.

St. 5 gliedert sich in einen bebauten (St. 6) und einen unbebauten Bereich. Der unbebaute Bereich von St.5 besteht aus unterschiedlich genutzten Arealen: a) ganz im Norden der mit Sträuchern und Bäumen bepflanzte Böschungsbereich zur Bahntrasse hin; b) daran südl. anschließend ein Zugangsweg zur Haustür des Altgebäudes sowie zur Treppe St. 10 und zum Hinterhof zwischen Altgebäude und Stadtmauer; c) der sich trapezförmig nach Süden öffnende Hinterhofbereich östl. von St. 6; d) südlich von St. 6 eine Einfahrt und e) daran südlich anschließend ein Gartenbereich, der teilweise mit Rasen und teilweise mit Sträuchern bepflanzt ist.

Der mit dem dreigeschossigen Altgebäude[13] bebaute Bereich und dessen im Verlauf der Maßnahme entstandene Ausbruchgrube wurde mit St. 6 bezeichnet. Das Altgebäude hatte eine Grundfläche von 11,40 m (N/S) x 9,85 m (W/O) und besaß an der NO-Ecke eine außen liegende Kellertreppe von 5,60 x 1,40 m Grundfläche. St. 6 wurde nach Abriss des Altgebäudes bis zur Unterkante der Bodenplatte des Kellergeschosses um ca. 2,50 m gegenüber dem umgebenden Gelände bis auf 182,95 m NHN abgetieft. Die dabei entstandene Ausbruchgrube hatte eine Länge (N/S) von 12,20-14 m und ein Breite von 10-11,30 m und wurde nach den Abbrucharbeiten sofort wieder mit Baukies verfüllt. Unterhalb der Baueingriffstiefe quert ein Abwasserkanal den Schnitt in etwa in NW/SO-Richtung.

Abb. 3: Flächen- und Schnittplan
    Abb. 3: Fächen- und Schnittplan

St. 11 ist ein 4,80 x 2,30-3,20 m großer und 2,80 m tiefer[14], im Süden abgeböschter Sondageschnitt im nörd-lichen Hinterhofbereich von St. 5, im Bereich eines geplanten Fahrstuhl-schachtes zwischen dem N-Ende der Kellertreppe von St. 6 und der Stadtmauer St. 7. In St. 11 wurde St. 7 bis zum Fundamentbereich und der Befundkomplex St. 17 (Stadtgraben) angeschnitten.

St. 12 ist ein 3,10 m x 2,30 m großer und 1,65-1,96 m tiefer[15] Sondageschnitt in St. 5, direkt nördlich vor der NW-Ecke von Altgebäude St. 6 im Zugangsweg. In St. 12 wurden die oberen Verfüll-schichten/Planierungen von St. 17 angeschnitten.

St. 40 ist ein 7 x 7 m großer und 2 m tiefer[16] Schnitt im südlichen Garten-bereich von St. 5, der zur Vorbereitung der Standfläche für den Baukran bauseitig angelegt worden ist. In St. 40 wurden überwiegend jüngere Planie-rungen und ein kleiner Ausschnitt der Grabenverfüllung von St. 17 angeschnitten.

St. 14 ist eine Gartenfläche, die in den nördlichen und östlichen Randzonen sowie im mittleren Bereich mit Bäumen und im Bereich von St.7 mit Sträuchern bepflanzt ist. Ansonsten besteht St. 14 aus Rasenfläche. Östlich von St. 14 geht das Geände in eine flache Böschung der ca. 2,50 m höher liegenden Bahntrasse Aachen-Mönchengladbach über. In St. 14 wurde ein 4,20 x 1,20 m großer und 1 m tiefer[17] Sondageschnitt in etwa der Verängerung der Nordseite des Altgebäudes vorgefunden, der bauseitig im Vorfeld ohne Genehmigung angelegt worden ist. Der Schnitt war in SW/NO-Richtung angelegt worden, begann im SW in etwa mittig von St. 7 und wurde mit St. 8 bezeichnet. Im Zuge der Maßnahme wurde St. 8 mit 1,40-1,60 m Tiefe (UK = 186,64 m N) und 1,25 m Breite um 17,50 m nach Osten verängert. In St. 8 wurden die Befundstrukturen St. 15 (Wall) und 16 (Mauerausbruchgrube) angeschnitten. Darüber hinaus wurden in St. 14 die beiden Sondageschnitte St. 4 und 9 angelegt, die beide entlang der stadtseitigen Mauerkante von St. 7 in N/S-Richtung angelegt worden sind.

St. 4 untergliedert sich in einen nördlichen (AB) und einen südlichen Abschnitt (CD). Der nördliche Abschnitt reicht von der Treppe St. 10 im Norden bis zum Schnitt St. 8 im Süden und hat eine Länge von 6,30 m sowie eine Breite von 1,40 m. Das querende S-Profil HK von St. 8 wurde als 0,50-0,80 m breiter Profilsteg stehen gelassen. Der südliche Abschnitt von St. 4 reicht vom Profilsteg HK/St. 8 im Norden bis 13,30 m südlich davon und hat eine Breite von 1 m. St. 4 hat eine Tiefe von 0,81-1,10 m[18] und schneidet die oberen Schichten von St. 15 an.

St. 9 liegt direkt nördlich der Treppe St.10 am Böschungsfuß zur Bahntrasse hin, ist 3,05 x 1,65 m groß und 0,80-1,18 m tief.[19] In St. 9 wurden ebenfalls die oberen Schichten von St. 15 angeschnitten.

Für die Pfahlgründungen des geplanten Neubaus wurden 22 Bohrungen durchgeführt, die mit St. 18 bis 39 bezeichnet wurden. Alle Bohrungen hatten einen Durchmesser von 0,90 m, wurden mit einem Schneckenbohrer in Verrohrung ausgeführt und unmittelbar nach Erreichen der Bohrtiefe wieder mit Beton verfüllt. Dabei wurden die durchbohrten Schichten beschrieben, Schichtwechsel relativ zur Geändeoberkante eingemessen und in den Stellen 34, 35, 38 und 39 Funde aus dem Bohraushub geborgen. Die Bohrungen hatten eine Tiefe von 6,70-10,30 m und erreichten ein Niveau von 175,48-178,22 m NHN. Die Bohrungen St. 18 bis 32 liegen in St. 5 und in allen wurde St. 17 angeschnitten. Die Bohrungen St. 33 bis 39 liegen in St.14, hier wurden die Stellen 15 und 42 angeschnitten.


III.2. Archäologische Befunde

Die 7 archäologischen Befunde gliedern sich in 4 Mauerstrukturen, eine Wallanlage, eine Grabenanlage und einen möglichen, mindestens spätmittelalterlichen Kulturhorizont. Sechs der Befunde haben mit der spätmittelalterlichen Stadtmauer St. 7 zu tun und der Schichthorizont St.42 wird von dem Gesamtbauwerk Stadtmauer überbaut bzw. gestört.

 

Tab. 2: Auflistung der archäologischen Befunde
Stelle Beschreibung Arbeitsbereich Datierung
St.7 Stadtmauer in AB/St.4, 9, 11 14. Jh.
St.10 Treppe in AB/St.5, 14 20. Jh.
St.13 Restaurierungszonen von St.7 in AB/St.14 19. Jh.
St.16 Mauerausbruchgrube, Brüstungsmauer an Böschungskante v. St.15 in AB/St.8 19./20. Jh.
St.15 Stadtseitiger Wall/Wehrgang zu St.7 in AB/St.4, 8, 9, 33 bis 39 14./16. Jh.
St.17 Stadtgraben mit Grabensediment, -verfüllung + stadtseitiger Böschung/Berme (an St.7 anliegend) in AB/St.11, 12, 18 bis 32 14./19. Jh.
St.42 Kulturschicht unterhalb von St.15 in AB/St.34 bis 39 vor 14. Jh.

III.2.1. Stadtmauer

Abb. 4: O-Profil AB/St.7 (Stadtmauer)
Abb. 4: O-Profil AB/St.7

Die feldseitige Westflanke der Stadtmauer liegt in der Junkerstraße auf 46 m Länge in einem geradlinigen Abschnitt frei. Die Anbindung der Stadtmauer an den Pfaffenturm im Süden ist durch einen flachen, modernen Außentreppenaufgang gestört und auch im Aufgehenden Mauerwerk des Turms heute nicht mehr erkennbar. Dokumentiert wurden im Zuge der Maßnahme die nördlichen 35 m der Mauer (ab dem Eintritt in die Böschung der nördlich gelegenen Bahntrasse), nachdem sie von zum Teil beträchtlichem Pflanzenbewuchs befreit worden ist. Auf der Feldseite zeigt die im Original hammerrecht aus Bruchstein, im Wesentlichen unregelmäßig lagig aufgebaute Mauerschale zahlreiche neuzeitliche Ausbesserungszonen aus Feldbrandziegeln (19. Jh.). Abb. 5: Stadtseite St. 7, W-Teilprofil am W-Ende von Schnitt St.8
Abb. 5: Stadtseite St. 7, W-Teilprofil am W-Ende von Schnitt St.8
Die Mauerschale befindet sich durch starken Bewuchs hervorgerufene Schäden in einem zum Teil sehr fragilen Zustand. Die erhaltene Höhe des aufgehenden Mauerwerks liegt auf der Feldseite zwischen 2,40 und 3,50 m. Die in einer Mächtigkeit von 0,20-1,00 m von Humus bedeckte und in unregelmäßiger Höhe nach Osten hin abfallend abgeschro-tete Mauerkrone von St. 7 wurde auf einer Länge von 26 m freigelegt. Gleichzeitig wurde durch die an der stadtseitigen Ostflanke entlang geführten Schnitte St. 4 und 9 das komplett spätmittelalterlich er-haltene, stadtseitige Westprofil von St.7 in einer Höhe von 0,20-0,60 m freigelegt. Der spätmittelalterliche, an der Oberkante 2,10 m breite Maueraufbau von St.7 zeigt ein nicht ganz typisches Zweischalenmauerwerk mit einer zwischenliegenden, schichtweise aufgebauten wilden Mauerwerkzone aus Bruchsteinfragmenten stark unterschiedlicher Größe in einem hellgrauen, harten, spröden Kalkmörtel mit Sand- und Feinkiesbeischlag. Ein typisches Gussmauerwerk konnte im aufgemauerten Mauerkern nicht beobachtet werden.[20] Zum Mauerbau wurden vorwiegend grob behauene Grauwacken und Dolomite genutzt. In der Mauerfüllung finden sich zudem grobe Schieferplatten sowie heller Kalkstein und vereinzelte Blausteine, Abb. 6: Feldseite St. 7, Übergang vom Fundament zum Aufgehenden in Schnitt St. 11
Abb. 6: Feldseite St. 7, Übergang vom Fundament zum Aufgehenden in Schnitt St. 11
die auch in der feldseitigen Mauer-schale teilweise verbaut sind. Das feldseitige Sichtmauerwerk ist eher lagig aus meist mittelformatigen Bruchsteinen aufgebaut, die immer wieder durch große und sehr große Blöcke unterbrochen werden. Die Mauersteine berühren sich überwiegend gegenseitig und der Fugenmörtel fungiert meist nur als Aus-gleichsmasse.

Dahingegen ist die stadtseitige Mauerschale etwas wildlagiger ausgeführt, die hier im Mittel etwas größeren Bruchsteine lagern überwiegend auf 1-2 cm mächtigen Kalkmörtelfugen und sind immer wieder entweder mit kleineren Schieferplatten unterlegt oder kleinerem Grauwackebruch gegeneinander verkeilt. Insgesamt stellt sich die Stadtseite als eine weniger bunte Mischung der verschiedenen Steinsorten dar, was allerdings auch an dem deutlich flacheren Aufschluss liegen mag. Während die Steinlagen auf der Feldseite nahezu horizontal wirken, folgen sie auf der Stadtseite streckenweise eher dem nach Norden ansteigenden Terrain.[21]

In Schnitt St. 11 wurde die Stadtmauer bis in den Fundamentbereich freigelegt. Der Übergang zwischen Fundament und Aufgehendem fällt nach Süden hin treppenartig um 0,41 m ab.[22] Im Fundamentbereich ist das Mauerwerk mit einem nahezu flächigen Kalkmörtelbelag bedeckt und offensichtlich gegen anstehenden Boden gesetzt worden. Die Westflanke der Stadtmauer ist in der Vertikalen, im Fundamentbereich deutlich stärker als im aufgehenden Bereich, leicht schräg gesetzt, so dass die Mauerstärke nach unten hin um ca. 0,28 m zunimmt.

Abb. 7: St. 7, feldseitiger Mauerabbruch für Aufzugschacht
Abb. 7: St. 7, feldseitiger Mauerabbruch für Aufzugschacht

Um die bauseitig geplante Höhe für die erste Geschossdecke herzustellen, die im Bereich von AB/St. 14, im rückwärtigen Ge-bäudeteil, gleichzeitig die Boden-platte bildet, ist die Stadtmauer, gemessen an der Oberkante des W-Profils der Mauer, an der Oberseite 0-0,53 m abgetragen worden. Zusätzlich wurde auf der Feldseite im Bereich eines geplanten Fahrstuhlschachtes, im Bereich von St.11, auf 3,60 m Länge und rund 4 m Höhe 1,20-1,50 m der Mauerstärke abgebrochen.

Die aktuell untersuchten Ab-schnitte der Stadtmauer sind durchweg glatt abgemauert und zeigen sowohl auf der Feld-, als auch auf der Stadtseite keine Pfeilerverstärkungen. Die Unterkante der Stadtmauer wurde an keiner Stelle erreicht.

Abb. 8: St. 7, Planum 1, Blick nach W
Abb. 8: St. 7, Planum 1, Blick nach W

III.2.2. Stadtseitiger Wall

Abb. 9: Querschnitt Pfaffenturm, W-Profil
Abb. 9: Querschnitt Pfaffenturm, W-Profil

Die Stadtmauer ist durchgängig auf der Stadtseite mit einem Wall versehen, der gleichzeitig als Wehr- und Verbindungsgang zwischen den einzelnen Toren und Türme diente. Der untersuchte Abschnitt ist die Verbindung zwischen Pfaffenturm im Süden, an der Wandlaus[23] vorbei, zum Königstor[24] im Norden. Vom Wall aus gab es einen Zugang zum mittleren Geschoss des Pfaffenturms[25] auf ca. 185,60 m NHN Höhe. Das untere Geschoss hatte einen eigenen Zugang durch einen überwölbten Gang, der in den Wall eingebaut war (UK ca. 181,80 m NHN). Die Oberkante der Stadtmauer lag am Turm bei ca. 190 m NHN. Beim Bau des Pfaffenturms muss ein gewisser Abschnitt der zu dieser Zeit bereits rund 100 Jahre bestehende Stadt-mauer, vor allem aber des stadtseitigen Walls abgebaut und nach Abschluss der Bauarbeiten wieder geschlossen worden sein. Die mit St. 15 bezeichnete Wallanlage wurde in den Schnitten 4, 8 und 9 sowie den Bohrungen St. 33 bis 39 angeschnitten.

In O-Profil AB/St.4, O-Profil CD/St.4, N-Profil FA/St.4, N-Profil EC/St.4, N-Profil/St.8, S-Profil DAG/St.8, S-Profil HK/St.8, N-Profil BC/St.9, O-Profil CD/St.9 und S-Profil DA/St.9 sind unterhalb des Humus und verschiedener moderner Störungen durch Leitungseinbauten und Bewuchs zahlreiche Auffüllungs- und Planierschichten unterschiedlicher Mächtigkeit und Lagerung angeschnitten worden, die alle dem Wall St. 15 zuzuordnen sind.

Die oberen in Schnitt St.4, 8 und 9 angeschnittenen Schichten 9-18, 9-16, 4-22, der obere Teil von 8-21=15-15, 15-34, 15-35, 4-31?, 4-48?, 4-47? und 4-46? sind vermutlich zumindest vom Abbruch der Befestigungsanlage im 19. Jh. überprägt. Die darunter liegenden Schichten 9-17, 4-23 bis 30, die unteren 0,40 m von 8-21=15-16/17, 15-18 bis 33, 4-32 bis 45 repräsentieren den historischen Schichtaufbau des Walls. Während die Schichten ganz im Norden des Profilabschnitts AB/St.4 eine nahezu horizontale, der Geländeneigung folgende Lagerung zeigen, fallen sie im weiteren Verlauf nach Süden hin immer stärker ein und werden dort zum Teil von überlagernden Schichten gekappt. Im Liegenden des Profilabschnitts CD/St.4 schließlich weisen die Planierungen 4-34 bis 45 ein steiles Gefälle nach Süden auf. Vermutlich sind alle nach Süden einfallenden Schichten auf den Einbau des Pfaffenturms in die bereits bestehende Befestigungsanlage zurückzuführen.

Im Schnitt St. 8 ist ein Querschnitt durch den oberen Bereich des Walls mit seiner stadtseitigen Böschung entstanden, die im S-Profil HK dokumentiert wurde. Hier zeigt der Wall an der Oberkante, ausgehend von der Stadtmauer im Westen, eine Breite von ca. 3,60 m und schließt im Osten mit einer 1,30 m breiten und 1,40 m tiefen Mauerausbruchgrube (St.16) ab. An St.16 schließt östl. eine im Winkel von 30-35° nach Osten abfallende Böschung an, die aus mehreren bänderartigen, schräg abfallenden Planierungen besteht und im aktuellen Ausschnitt unten eine Breite von ca. 4 m aufweist. In der weiteren östlichen Fortsetzung konnten keine Befunde festgestellt werden, hier ist das Gelände in der gesamten Untersuchungstiefe mit nach Süden abfallenden, rezenten Sandaufschüttungen angefüllt.

Abb. 10: Ausschnitt S-Profil HK/St.8 mit Wall und Böschung St. 15 und Mauerausbruch St. 16
Abb. 10: Ausschnitt S-Profil HK/St.8 mit Wall und Böschung St. 15 und Mauerausbruch St. 16

Aus den rund 5 m mächtigen Planierungen[26] des Walls und der zugehörigen Böschung wurde Keramik aus dem 14. bis 17. Jh. geborgen. Die Funde belegen, dass der Wall auch nach dem 15. Jh. noch umgebaut bzw. ausgebessert worden sein muss.

Tab. 3: Keramikfunde aus St. 15
Anzahl Herkunft/Schicht Datierung;
16 4-26, 4-37, 8-21, 9-17, 15-20, 15-33, 15-34, 38-3 14./15. Jh.
10 4-26, 4-27, 15-20, 38-3 15./16. Jh.
11 4-27, 15-20, 15-21, 15-25, 15-28, 35-5 16. Jh.
5 4-37, 9-17, 38-3 16./17. Jh.


III.2.3. Stadtseitige Mauerausbruchgrube

Eine Mauerausbruchgrube, die in der östlichen Erweiterung von Sondageschnitt St. 8 sowohl im N-, als auch im S-Profil HK angeschnitten worden ist, wurde mit St. 16 bezeichnet. Beim lageweisen Abtiefen von St. 8 querte St. 16 streifenförmig, parallel zu St. 7 das Planum. St. 16 hat in beiden Profilen die gleiche Form und Abmessung. Im S-Profil HK hat St. 16 an der Oberkante eine Breite von 1,46 m, im mittleren Bereich von 1,28 m sowie eine Mächtigkeit von 1,35 m. Die Oberkante liegt bei 188,25 m NHN, die Unterkante bei 186,90 m NHN. Der im Profil kesselförmige Mauerausbruch hat vertikale Flanken mit einer leicht auskragenden Schulter auf der W-Seite, eine gerundete, konvexe Sohle, wird oben von 0,20-0,30 m Gartenerde überdeckt und schneidet in die oberen sechs Planierschichten von St. 15 ein. An der Basis liegt eine 0,10 m mächtige, stark humose, tonig-schluffige Lehmschicht mit Ziegel- und Mörtelsplitteinschlüssen (16-7). Die darüber hangende, lockere Hauptverfüllung 16-6 besteht überwiegend aus feinem Kalkmörtel-schutt, mit viel Ziegelbruch im unteren Bereich sowie hellgelbem Steingutwandfliesenbruch, Wandputzfragmenten aus Kalkmörtel, Dachschieferbruch, dünne Eisenblechfragmente und an der Schichtunterkante Teerdachpappenstücke. Die Steingutfliesen verweisen auf das frühe 20. Jh. Die Form der Ausbruchgrube zeigt ein Ausheben der Grube von Westen her an, aufgrund der steilen, regelmäßigen Form vermutlich mittels eines Baggers. Ein zeitlicher Zusammenhang der Ausbruchgrube mit der Errichtung des Altgebäudes in St. 6 liegt nahe, ist jedoch nicht belegbar. Die W-Kante von St. 16 liegt 3,15 m östlich der Stadtmauer an der oberen Böschungskante des Walls St. 15. Bei St. 16 handelt es sich möglicherweise um die Ausbruchgrube einer stadtseitigen Brüstungsmauer des Wehrgangs, was allerdings aufgrund des eher kurzen Aufschlusses unklar bleibt.

Abb. 11: S-Teilprofil HK/St.8 mit St. 15 und Mauerausbruch St. 16
Abb. 11: S-Teilprofil HK/St.8 mit St. 15 und Mauerausbruch St. 16


III.2.4. Feldseitige Berme und Stadtgraben

In Sondageschnitt St. 11 sowie in den Bohrungen St. 19, 22, 23 und 31 ist die feldseitige Berme der Stadtmauer angeschnitten worden, die gleichzeitig die stadtseitige Böschung des westlich vorgelagerten Stadtgrabens bildet. Der Stadtgraben ist in den Schnitten St. 11, 12 und 40 sowie den Bohrungen 18, 20, 21, 24 bis 30 und 32 angeschnitten worden. Der gesamte Grabenkomplex, einschließlich der Berme, wurde mit St. 17 bezeichnet.

Vertikal ässt sich der Grabenbereich grob in vier Zonen untergliedern. Oben bis 0,76 m mächtige, stark humose Planierungen, die sich im gesamten untersuchten Grabenbereich in Fläche St. 5 wiederfinden und mit der Errichtung des Altgebäudes St. 6, bzw. in St. 40 Wiederaufbauarbeiten und/oder Kanalbau am Pfaffenturm zusammenhängen. Darunter eine ebenfalls stark humose, Ziegelschutt führende, bis zu 0,80 m mächtige Zone, bei der es sich vermutlich bereits um die Oberflächenplanierung der eigentlichen Grabenverfüllung aus dem 19. Jh. handelt. Beide Zonen überdecken auch die Berme. Die Füllung des Stadtgrabens ab OK Berme lässt sich grob in die Grabenverfüllung aus dem 19. Jh. und das basale Grabensediment aus der Nutzungsphase unterteilen. Die Grabenverfüllung besteht aus sehr viel Ziegelbruch und Mörtelschutt mit moderatem Humusanteil, ist zum Teil locker gelagert und hat eine Mächtigkeit von bis zu 3 m. Der Übergang zu den darunterliegenden, grauen, an der Basis meist schwarzen, ca. 1,50 m mächtigen Grabensedimentablagerungen ist teilweise fließend. Die Grabensohle liegt in den Bohrprofilen bei 178,44-179,72 m NHN und in der westlichen Verlängerung von Schnitt St. 11 rund 6 m tiefer als die Oberkante des Fundamentes von St. 7. Dass der Graben bis mindestens 38 m nördlich des Pfaffenturms mit Wasser gefüllt war, zeigen die angeschnittenen Grabensedimente in den Bohrungen St. 25, 26 und 29.

Tab. 4: Schichten St. 17
← WSchichtenO → OK m NHN UK m NHN
rez. Planierungen 12-14/15/16     185,53 184,83
    11-20/21/22 185,63 184,76
  40-4/5/6   184,00 183-182,00 ↓..
hist. Planierung     11-23 184,85 184,16
12-17     184,89 184,03
30-3     184,94 183,94
    22-3 184,91 183,41
  24-4/27-4   182,94 182,05
Berme     17-9 184,28 182,87 ↓..
    19-07 183,68 182,18
    22-4 183,41 181,91
    31-4 182,15 181,15
Grabenverfüllung 12-18     184,25 183,55 ↓..
    11-24/25 184,27 183,03
  40-12?   182,50 182,00 ↓..
32-5/6     182,94 181,44
30-4     183,94 181,94
  21-4   182,92 181,15
  25-4/26-4   183,05 181,05
29-04     182,94 180,94
20-5   182,94 180,07
  28-4   182,94 180,03
  24-5/27-5 ↑   182,05 180,00
Grabensediment   21-05   181,15 179,72
32-7/8/9     180,44 178,94
  25-5/26-5   181,05 178,55
  24-5/27-5 ↓   180,00 178,55
  28-5   180,03 178,53
30-5     181,94 178,44
29-5/6     180,94 178,44

Der Scheitelpunkt der Bermenböschung liegt im N-Profil AB/St.11 bei 184,28 m NHN und damit 1,30 m unterhalb des heutigen Geländeniveaus sowie 0,07-0,08 m tiefer als der Übergang vom Aufgehenden zum Fundament der Stadtmauer. Die Böschung fällt in einem Winkel von ca. 30° nach Westen ab und liegt im N-Profil AB/St.11 auf der Ostseite in einer Mächtigkeit von 1,20 m frei. An der Oberkante besteht sie aus der 0,26-0,30 m mächtigen, stark humosen Schicht 17-9, die auch mit ihrer Unterkante der Böschungsneigung folgt. Darunter folgen die fünf Planierungen 17-10 bis -14, wovon die beiden oberen, schluffigen Schichten 17-10/11, insgesamt 0,48 m mächtig, horizontal gelagert sind und wenig Kalkmörtelsplitt enthalten. Darunter folgt die 0,30-0,48 m mächtige, schwach schluffige Sandschicht 17-12 mit fleckigen Eisenausfällungen sowie wenig Kalkmörtelsplitt und Feuersteinbruch, die an ihrer Unterkante im Winkel von ca. 20° nach Westen abfällt. Darunter folgt die 0,18-0,20 m mächtige Planierung 17-13 aus überwiegend Kalkmörtelschutt und kleinem Kalksteinbruch. Die unterste, freiliegende Schicht ist die humose, schwach schluffige Sandplanierung 17-14 mit wenigen Kalkmörteleinschlüssen, die in einer Mächtigkeit von 0,06 m am Ostrand des Profils angeschnitten wurde.

Während Schicht 17-9 möglicherweise natürlich aufgewachsen ist, handelt es sich bei den Schichten 17-10 bis -14 um artifiziell eingebrachte Planierungen. Wenn sich 17-9 noch in der Nutzungsphase des Stadtgrabens gebildet hat, spräche das für einen Wasserstand im Graben, der tiefer als 17-9 gelegen haben muss. Möglich ist aber auch eine Entstehung von 17-9, nachdem der Graben nicht mehr unterhalten wurde und in diesem Bereich bereits trocken gefallen war und bevor er im 19. Jh. letztlich verfüllt worden ist. Die Planierungen darunter, im Zusammenhang mit dem flächigen Mörtelbelag im Fundamentbereich der Stadtmauer, legen den Schluss nahe, dass das Fundament der Stadtmauer zunächst gegen natürlich anstehendes Sediment gesetzt worden ist. Das anstehende Sediment wurde nachträglich, vermutlich bereits beim anschließendem Ausheben des Grabens, bis zur Mauer hin entfernt und die geböschte Berme am Fuß der Mauer nachträglich, zumindest im oberen Bereich wieder aufgebaut und mit Mörteleinträgen zusätzlich stabilisiert. Eine Stabilisierung der Berme war notwendig, da die lokal anstehenden Sande allein nicht erosionsresistent genug wären und bei schwankenden Wasserständen im Graben ausgespült würden. Ob die Planierungen bereits bei Anlage des Grabens eingebracht worden sind, oder die Berme möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt umgebaut worden ist, lässt sich am aktuellen Aufschluss nicht eruieren. In den Bohrungen St. 19, 22 und 23 ist in etwa 3 m Tiefe unter Bohrebene, bei Bohrung St. 31 in 3,50-4,00 m Tiefe, deutlich ein Schichtwechsel zum anstehenden, homogenen, ockerfarbenen bzw. grüngrauen Sand ohne Einschlüsse erkennbar. Die Unterkante der artifiziellen Böschungsplanierungen liegt bei 181,15-182,18 m NHN. Ob an der Basis der Berme anstehende Sande genutzt wurden, oder ob die Berme bis zur Unterkante künstlich aufgebaut ist, bleibt ungeklärt.

Abb. 12: N-Profil AB/St.11 mit stadtseitiger Grabenböschung/Berme + Stadtgrabenverfüllung   Abb. 13: Zeichnung N-Pr.AB
Abb. 12: N-Profil AB/St.11 mit stadtseitiger Grabenböschung/Berme + StadtgrabenverfüllungAbb. 13: Zeichnung N-Pr. AB


III.2.5. Restaurierung Feldseite 19. Jh.

Die Mauerschale der W-Flanke der Stadtmauer ist an mehreren Stellen, teilweise flächig und teils bis zur Oberkante mit Kalkmörtel verfugten Feldbrandziegeln ausgebessert. Die Ziegel sind überwiegend im Kreuzverband vermauert, unregelmäßig auftretende Bereiche auch im Binderverband. Während die Ziegelblende, soweit erkennbar, meistenteils nur 1 Stein breit ist, ist sie nördlich der Treppe St. 10, bis zum gänzlichen Eintritt in die Bahnböschung 3,50 m nördlich davon 2,5 Stein breit und flächig bis zur Oberkante ausgeführt. Die mit Feldbrandziegeln ausgebesserten Bereiche wurden mit St. 13 bezeichnet. Vermutlich wurden diese Stabilisierungsmaßnahmen der W-Flanke im Zuge des Eisenbahnbaus der Bahntrasse Aachen-Montzen um 1872 durchgeführt. Ein Großteil des Geländes war bis in neuere Zeit im Besitz der Bundesbahn.

Abb. 14: St. 13 nördlich von Treppe St. 10   Abb. 15: St.13 am S-Ende von St. 7
Abb. 14: St. 13 nördlich von Treppe St. 10Abb. 15: St.13 am S-Ende von St. 7


III.2.6. Einbauten Feldseite 20. Jh.

An der Stadtmauer sind verschiedene Ein- und Anbauten aus der 2. Hälfte des 20. Jhs. vorhanden. So wird die Stadtmauer im Norden, 3,34 m südlich von Profilpunkt A/St. 7, von der modernen, L-förmigen Treppe St. 10 gestört, die von Fläche St. 5 in die obere Gartenterrasse St. 14 führt. Die Treppe besteht aus zwei Abschnitten.Der untere, N/S ausgerichtete Teil hat 11 Stufen und ist als in die Bahnböschung gesetzteFreitreppe mit Eisengeländern gestaltet.Der obere, W/O ausgerichteteTeil besteht aus 10 Stufen, Abb. 16: Treppe St. 10, Aufsicht oberer Bereich, Blick nach NNW
Abb. 16: Treppe St. 10, Aufsicht oberer Bereich, Blick nach NNW
durchschlägt die Stadtmauer und ist mit 1 Stein breiten, zementverfugten Seitenwangen aus maschinengefertig-ten Klinkerziegeln im Blockverband ausgestattet. Beide Teile sind durch einen 1,40 x 1,12 m großen, podestartigen, der Stadtmauer westlich vorgesetzten Wendepunkt verbunden. St. 10 überbrückt eine Höhe von 3,72 m, ist im unteren Bereich 1,12 m breit und 2,58 m lang, im oberen Bereich einschließlich der Seitenwangen 1,75 m breit und 3,10 m lang. St. 10 dürfte zusammen mit dem Altgebäude St. 6 entstanden sein.

Abb. 17: Pfeilerartige Rohrverkofferung, Feldseite St.7
Abb. 17: Pfeilerartige Rohrverkofferung, Feldseite St. 7
9,68 m südlich von A/St. 7 (4,38 m südl. v. St. 10) ist eine pfeilerartige Verkofferung eines stählernen Wasser-leitungs- und eines PVC-Abwasserrohres an die W-Flanke der Stadtmauer angesetzt. Beide Leitungen sind innerhalb der Verkofferung mit Glaswolle isoliert. Der 0,65 x 0,40 m große und 2,38 m hoch erhaltene Pfeiler ist aus zement-verfugten Maschinenziegeln in einem ½-Stein breiten Läuferverband ausgeführt. Die Rohre führen, oben im rechten Winkel abknickend, über die Stadtmauer nach Osten in den hinteren Gartenbereich (St. 14) und ihr Leitungsgraben stört die Stadtmauer an ihrer Oberkante auf 0,60-1,20 m Breite ca. 0,40-0,60 m tief.

16,55 m südlich von A/St. 7 und 11,25 m südlich von St. 10 ist ein 0,83 m hoher und 0,37 x 0,71 großer, zementverfugter Pfeiler aus Maschinen-ziegeln der W-Flanke der Stadtmauer vorgesetzt, der die in diesem Bereich durch Setzung sehr fragile Mauerschale der Stadtmauer stützt. Die Mauer-schale ist hier auf ca. 2,40 m Breite und über ¾ der Mauerhöhe rund 0,20 m nach Westen ausgebeult. Dieser fragile Bereich der Mauerschale ist während der Arbeiten an Schnitt St.11 abgestürzt.


Abb. 18: Mauersetzung mit Stützpfeiler, Feldseite St. 7  Abb. 19: Mauerkern nach Absturz der Mauersetzung
Abb. 18: Mauersetzung mit Stützpfeiler, Feldseite St. 7Abb. 19: Mauerkern nach Absturz der Mauersetzung

23,50 m südlich von A/St. 7 und 18,20 m südlich von St. 10, in der Verlängerung der Einfahrt direkt südlich des Altgebäudes St. 6, ist an der W-Flanke der Stadtmauer auf einer Breite von 2,70-3,80 m bei den oberen zwei Drittel des Mauerwerks die Fugen mit modernem Zementmörtel semiprofessionell ausgebessert. Hier ist in 1,75 m Höhe horizontal ein 3,36 m langer Zinkblechstreifen in das Mauerwerk eingelassen, darunter sind 3 mittelgroße eiserne Hackennägel eingeschlagen und darüber zwei jüngere Winkelbleche eingedübelt. Dieser Bereich bildete ehemals die Rückseite eines PKW-Unterstellplatzes und ist die jüngste Veränderung an der Stadtmauer.

Abb. 20: Rezente Ausbesserungszone mit eingelassenem Zinkblech, Feldseite St. 7
Abb. 20: Rezente Ausbesserungszone mit eingelassenem Zinkblech, Feldseite St. 7


III.2.7. Stadtseitige Kulturschicht, St.42

Im stadtseitigen Arbeitsbereich St. 14 wurde in den Bohrungen St. 34 bis 39 jeweils unterhalb der Planierschichten von St. 15 mit den Schichten 34-6/7 = 35-6 = 36-4 = 37-5 die Kulturschicht St. 42 angeschnitten. Die Konsistenz und die Zusammensetzung der Schicht St. 42 unterscheidet sich deutlich von den darüber liegenden Planierschichten von St. 15. Während die humosen, z. T. stark schutthaltigen Schichten in St. 15 durch den Bohrvorgang zu einem feinkrümeligen Substrat zermahlen wurden, stellt sich St. 42 als eine kompakte, schwach bis mittel tonige Lößschicht (Bt) dar, die in zusammenhängenden Blöcken nach oben gefördert wurde und die Keramikfunde #34-15, #35-13 und #39-6 enthielt.

Unterhalb dieses Horizontes steht mit den Schichten 34-8, 35-8, 36-5, 38-4 und 38-5 jeweils eine, bzw. in St. 38 zwei Lößschichten an, die mittel bis viel dunkelblaugrauen Orsbacher Feuersteinbruch enthalten. Ob der Bruch durch den Bohrvorgang entstanden ist, oder bereits gebrochen im Boden vorliegt, war nicht eindeutig zu beurteilen. Insgesamt sahen die Brüche aber eher frisch aus. Da die Lößsedimente eigentlich keine natürlich abgelagerten Feuersteine enthalten sollten, sind auch diese Schichten vorbehaltlich als anthropogen zu betrachten, ebenso wie die schluffige Schicht 35-7 zwischen St. 42 und der feuersteinführenden Schicht 35-8. Bei dem Fund #34-15 handelt es sich um ein feinsandig gemagertes Wellenfußfragment aus grauem Faststeinzeug mit violett-brauner Engobe aus dem späten 13. bis frühen 14. Jh. Bei dem Fund #35-13 handelt es sich um ein sandgemagertes, hart gebranntes, gegen die Wandung eingeschnürtes Wellenfußfragment aus innen grauer und außen brauner Irdenware, Schinveld Per. Ia-II aus dem späten 12. bis frühen 13. Jh. Beide Funde sprechen zeitlich für einen Kulturhorizont, der älter ist, als die Anlage der Stadtmauer St. 7 mit ihrem stadtseitigen Wall St. 15. Die Datierung der Keramik aus #39-6, ein flach konischer Spinnwirtel aus glasiertem Steinzeug aus dem 16. Jh. und eine Wandscherbe aus gelbroter, außen dünn bleiglasierter Irdenware aus dem 15./16. Jh. wiederspricht dem allerdings. Wobei bei zu allen Funden aus Bohrungen einschränkend zu sagen ist, dass die Tiefenangaben zu den Funden nur ungefähre Angaben sind und stratifizierende Aussagen nur unter Vorbehalt zu machen sind.

Abb. 21: Bohrprofilschema N-Profil AB/St.41-4
Abb. 21: Bohrprofilschema N-Profil AB/St.41-4


IV. Zusammenfassung

Anlass der zum Teil bauvorgreifenden und teilweise baubegleitenden Maßnahme war der Neubau eines Studentenwohnheims auf dem Grundstück Junkerstraße 70, welches von der äußeren Stadtmauer aus dem 14. Jh. in NNW/SSO-Richtung geradlinig durchquert wird. Das in einer Höhe von 2,40-3,50 m offenliegende aufgehende Mauerwerk der Feldseite ist hier auf einer Länge von 46 m sichtbar geblieben und direkt südlich des Grundstücks ist zusätzlich ein dreigeschossiger Wehrturm (Pfaffenturm, 15. Jh.) der Befestigungsanlage erhalten. Da das geplante Gebäude den westlich vorgelagerten Stadtgraben, die Stadtmauer und den daran stadtseitig anbindenden Wall tangiert, war ein Anschneiden spätmittelalterlicher oder neuzeitlicher Bau- und Befundstrukturen zu erwarten.

Der Istzustand der feldseitigen Westflanke der Stadtmauer ist von ihrem Eintritt in die heutige Böschung der nördlich benachbarten Eisenbahntrasse im Norden bis 35 m südlich davon dokumentiert worden und das Planum der ungleichmäßig schräg nach Osten abfallend abgeschroteten Mauerkrone vom selben Punkt an auf 26 m Länge. Dabei sind an der Feldseite der Mauer sowohl zahlreiche Ausbesserungszonen aus Feldbrandziegeln festgestellt worden, die vermutlich aus dem späten 19. Jh. stammen, als auch einzelne Veränderungen aus der zweiten Hälfte des 20. Jh. Die Stadtseite der Mauer ist durchweg im originär spätmittelalterlichen Zustand erhalten. Die an der Oberkante 2,10 m breite Mauer ist als ein Zweischalenmauerwerk mit einem wildlagig aufgemauerten Mauerkern ausgeführt. Die hammerrechten Bruchsteine der glatt ausgeführten Mauerblenden sind nicht ganz regelmäßig aber im Wesentlichen lagig verarbeitet. Die Mauerstärke nimmt nach unten hin leicht zu und der Übergang vom Fundament zum Aufgehenden fällt nach Süden treppenartig ab.

Vom westlich vorgelagerten Stadtgraben ist die artifiziell aufplanierte, an die Feldseite der Stadtmauer anliegende, stadtseitige Bermenböschung, die Grabenverfüllung aus dem 19. Jh. sowie Grabensedimente aus der Nutzungsphase angeschnitten worden. Die Graben-sohle liegt rund 6 m und die Unterkante der mauernahen Bermenplanierungen rund 3 m tiefer als die Unterkante des aufgehenden Mauerwerks der Stadtmauer.

An der stadtseitigen Flanke der Stadtmauer ist ein an der Oberkante rund 3,60 m breiter Wall mit einer 30-35° Böschung auf der Ostseite angeschnitten worden sowie an der Oberkante der Böschung eine jüngere, parallel zur Stadtmauer ausgerichtete Mauer-ausbruchgrube, bei der es sich möglicherweise um das Relikt einer stadtseitigen Brüstungsmauer des Wehrgangs zwischen Königstor und Pfaffenturm handelt, der über den Wall führte. Die nach Süden einfallenden Planierungen des offensichtlich mehrfach umgebaut und ausgebesserten Walls sind 5 m mächtig und die Unterkante liegt rund 1 m tiefer als das Aufgehende der Stadtmauer.

Unterhalb des Walls wurden in mehreren Bohrungen Lößschichten angeschnitten, bei der es sich auf Grund der enthaltenen Keramikfunde und zahlreicher Bruchstücke aus Orsbacher Feuerstein möglicherweise um mittelalterliche Kulturschichten handelt.

Norbert Bartz, 2015





Siehe Fußnoten




Abbildungsnachweis

Abb. 1: DGK Ausschnitt 5202/10
Abb. 2: Untersuchungsbereich der Stadtmauer, rot eingetragen in Stadtmauerplan, Ausschnitt, Quelle: Carl Rhoen,
             Die Befestigungswerke der freien Reichsstadt Aachen. Aachen, 1894
Abb. 3: Flächen- und Schnittplan, Zeichnung: Norbert Bartz
Abb. 4: O-Profil AB/St.7, Foto: N.B., Bearbeitung: N.B., Uli Wölfer
Abb. 5: Stadtseite St.7, W-Teilprofil am W-Ende von Schnitt St.8, Foto: N.B.
Abb. 6: Feldseite St.7, Übergang vom Fundament zum Aufgehenden in Schnitt St.11, Foto: N.B.
Abb. 7: St.7, feldseitiger Mauerabbruch für Aufzugschacht, Foto: N.B.
Abb. 8: St.7, Planum 1, Blick nach W, Foto: Dr. Jörg Holzkämper, Bearbeitung: N.B., U.W.
Abb. 9: Querschnitt Pfaffenturm, W-Profil, Quelle: http://stadtgeschichte.isl.rwth-aachen.de
Abb. 10: Ausschnitt S-Profil HK/St.8 mit Wall und Böschung St.15 und Mauerausbruch St.16, Foto: N.B.
Abb. 11: S-Teilprofil HK/St.8 mit St.15 und Mauerausbruch St. 16, Zeichnung: N.B.
Abb. 12: N-Profil AB/St.11 mit stadtseitiger Grabenböschung/Berme + Stadtgrabenverfüllung, Foto: N.B.
Abb. 13: Feldzeichnung N-Profil AB/St.11, Zeichnung: N.B.
Abb. 14: St.13 nördlich von Treppe St.10, Feldseite St.7, Foto: N.B.
Abb. 15: St.13 am S-Ende von St.7, Feldseite, Foto: N.B.
Abb. 16: Treppe St.10, Aufsicht oberer Bereich, Blick nach NNW, Foto: J.H.
Abb. 17: Pfeilerartige Rohrverkofferung, Feldseite St.7, Foto: N.B.
Abb. 18: Mauersetzung mit Stützpfeiler, Feldseite St.7, Foto: N.B.
Abb. 19: Mauerkern nach Absturz der Mauersetzung, Feldseite St.7, Foto: J.H.
Abb. 20: Rezente Ausbesserungszone mit eingelassenem Zinkblech, Feldseite St.7, Foto: N.B.
Abb. 21: Bohrprofilschema N-Profil AB/St.41-4, Zeichnung: N.B.




Tabellenverzeichnis

Tab.1: Auflistung der technischen Stellen
Tab.2: Auflistung der archäologischen Befunde
Tab.3: Keramikfunde aus St. 15
Tab.4: Schichten in St. 17






[1] Ponttor, Marschiertor.
[2] Marienturm, Adalbertsturm, Lavenstein, Pfaffenturm, Langer Turm.
[3] Seitliche Abrisse an Ponttor, Lavenstein, Langer Turm.
[4] C. Keller 2004, Archäologische Forschungen in Aachen, S. 60.
[5] C. Rhoen 1894, Die Befestigungswerke der freien Reichsstadt Aachen, S. 168 f.
[6] Durch städtische Baumeisterrechnungen belegt. R. Pick 1895, Aus Aachens Vergangenheit, Aachens Befestigung im Mittelalter, S. 159 f.
[7] C. Rhoen 1891, Die ältere Topographie der Stadt Aachen, S. 63.
[8] Ders. 1891, S. 54 f.
[9] Ders. 1894, S. 118 ff.
[10] Ders. 1894, S. 123, 130.
[11] Ders. 1894, S. 119 ff.
[12] Einschließlich der Stadtmauer St. 7.
[13] Zweigeschossiges Wohnhaus aus den 1950er Jahren, im Zuge der Maßnahme niedergelegt.
[14] UK = 182,78 m NHN.
[15] UK = 183,49 m NHN.
[16] UK = 182,03 m NHN.
[17] UK = 187,69 m NHN.
[18] UK = 188,07 m NHN am N-Ende Abschnitt AB; 186,58 m NHN am S-Ende Abschnitt CD.
[19] UK = 188,52 m NHN.
[20] Siehe Abb. 7, Abb. 8 und Abb. 19.
[21] Siehe A3-Zeichnungen 3-3/4/5/6.
[22] Der Übergang vom Fundament zum Aufgehenden liegt bei 183,94-184,35 m NHN.
[23] Erker auf der Feldseite der Stadtmauer, in etwa im Bereich der Bahnlinie Aachen-Montzen.
[24] Im heutigen Kreuzungsbereich Junkerstraße/Königstraße.
[25] C. Rhoen 1894, S. 112.
[26] UK St. 15 = 183,25-183,30 m NHN.