Ammonit

Schiefer mit Resten der gerippten Schale eines Ammoniten,
8 cm. Spuren weiterer Exemplare sind schwach zu erkennen.
(Foto KGM)
Die Ammoniten sind eine artenreiche, ausgestorbene Gruppe ausschließlich mariner, fossiler Kopffüßer (Cephalopoda), die nah verwandt mit dem Nautilus sind. Sie waren Zeitgenossen der Dinosaurier, die vor 65 Mio. Jahren mit etwa 70% aller anderen damaligen Tierarten durch einen Planetoiden-Einschlag vernichtet wurden [1] und starben wohl gleichzeitig mit ihnen aus. Unsere Vorfahren waren zu der Zeit kleine, spitzmausartige, später dann etwa katzengroße Säugetiere (Morganucodontiden). Sie überlebten erfreulicherweise die Katastrophe.

Über 5.000 Ammoniten-Gattungen sind bekannt. Die Tiere konnten die Gas- bzw. Flüssigkeitsmenge im gekammerten Teil der Schale regulieren und so ihren Auftrieb im Wasser ändern. Ihre Größe lag zwischen wenigen mm und über 2 m Gehäusedurchmesser. In die zoologische Systematik wurde die Unterklasse Ammonoidea 1884 von Karl Alfred von Zittel (1839 - 1904) eingeführt. Die Bezeichnung stammt aus der Antike. Plinius der Ältere bezeichnete die Versteinerungen als Ammonshörner. Denn die ägyptische Gottheit Amun, auch Amon oder Ammon, wird häufig als Widder mit entsprechenden Hörnern dargestellt.

Die mit Wülsten versehenen und eingedrehten Hörner dieser Huftiere erinnern an die Kopffüßer. Die Bezeichnung 'ceras' in vielen wissenschaftlichen Namen von Ammoniten leitet sich vom griechischen Wort für Horn ab.

Ammoniten stellen von ihrem ersten Auftreten im Devon bis zu ihrem Aussterben am Ende der Kreidezeit eine große Zahl der Leitfossilien.

Das bedeutet, dass man durch sie Erdschichten zeitlich einordnen kann. Oft erfolgt die zeitliche Abgrenzung mariner Sedimente ausschließlich durch Ammoniten. Sie sind in Geologie und Paläontologie daher von großer Bedeutung.

Aufgrund ihrer Schönheit und Vielfalt sind die Ammoniten auch bei vielen Fossiliensammlern beliebt [2]. Das oben abgebildete Exemplar stammt aus dem Schwäbischen Jura und ist das Geschenk eines Freundes. Die Färbung der Schale deutet darauf hin, dass sie noch aus dem ursprünglichen Material besteht, erhalten unter Luftabschluss über viele Jahrmillionen.


Rekonstruktion eines Ammoniten (Wikipedia.org)
Dieses Fossil (3 cm, Foto KGM) erlaubt, seine Entstehung nachzuvollziehen. Der Ammonit wurde nach seinem Tod in Sediment des Meeresgrundes begraben. Wohl über Jahrmillionen drangen langsam gelöste Mineralstoffe in die Kammern ein und verhärteten dort. Gleiches geschah viel später immer mal wieder mit Mineralstoffen anderer Färbungen. Schließlich zerfielen die Kammer-Trennungen und wurden durch Minerale wiederum anderer, diesmal weißer Farbe ersetzt. So entstand eine versteinerte Kopie des Originals. Schließlich wurde das Fossil mindestens 65.000.000, vielleicht Hunderte von Millionen Jahre später durch einen sehr glücklichen Zufall gefunden, als erhaltenswert erkannt und beschliffen.
Nach Schätzungen findet sich noch nicht einmal eine von 10.000 biologischen Arten in Fossilfunden wieder. Das zeigt die Seltenheit – eigentlich das Wunder – eines solchen Unikates [1]. Daher ist es auch ein besonders erlesenes, recht originelles Schmuckstück. Ein guter Juwelier verwandelt es per Diamantbohrer mit einem Fadenloch in einen Anhänger.

Klaus G. Müller, 2006


[1] vgl. Bill Bryson: "Eine kurze Geschichte von fast allem", Goldmann Taschenbuch, S. 251ff
[2] vgl. Brockhaus; Meyers Konversationslexikon; Wikipedia. Stichwort Ammoniten